Chronik

Fakten
Erfolgreiche Schützen der Treuen Bayern
Aus dem Vereinsleben
Festschrift zur 100-Jahr-Feier Im Herbst des Jahres 1873 wurde von dem damligen Pfarrherrn am Hofberg, Pfarrer Lengmüller, den Herren Lehrer Haindl, Kreisarchivsekretär Kalcher, Hilfslehrer Bauer und dem Restaurator Söllner eine Zimmerstutzengesellschaft gegründet. Als Herberge diente das damalige Restaurant Söllner, später der Dünzl, am Hofberg nahe der Heilig-Blut-Kirche. Als Schützenmeister fungierte Lehrer Haindl, der dieses Amt bis zum Jahre 1882 innehatte. Schon nach einem Jahr des Bestehens konnte die Gesellschaft einen guten Zuwachs verzeichnen. Zu den Mitgliedern zählte auch eine Reihe von Soldaten des 4.Jägerbataillon, das in Landshut seinen Standort hatte.
Der damaligen Gepflogenheit entsprechend wurde mit Zimmerstutzen auf Scheiben, diese oftmals kunstvoll gestaltet, sowie auf 4er-Ringscheibe geschossen. Auch Schießen mit dem Infanteriegewehr wurde durchgeführt.
Im Jahre 1882 übernahm Hauptlehrer Bauer das Amt des Schützenmeisters. Wie aus der Chronik ersichtlich ist, herrschte ein reges Vereinsleben. Jeden Montag war Schießabend und Erscheinen war Pflicht. Wer dennoch einen Abend versäumte, musste einen Strafobulus entrichten, der der Vereinskasse zufloss.
Interessant ist auch, dass monatlich eine Schützenzeitung erschien, die anfänglich jedes Monat von einem anderen Schützenmitglied redigiert werden musste. (Ein Vorsatz und ein guter Gedanke für jede Gesellschaft.)
Im Jahre 1898 konnte die Gesellschaft das 25-jährige Bestehen festlich feiern, mit Scheibenschießen und großem Festmahl.
Es sollte für lange Zeit ein letztes großes Fest sein, denn durch den Ausbruch des 1.Weltkrieges kam durch die Einberufung fast aller Schützenmitglieder der Schießbetrieb zum Erliegen.
Im Jahre 1920 wurde auf Anregung von Herrn Sebastian Berghammer aus den Reihen der damals bestehenden „Einwohnerwehr“, deren mehrere Männer angehörten, die schon vor dem Beginn des 1.Weltkrieges Mitglied der Zimmerstutzengesellschaft waren, diese wiederum ins Leben gerufen. Max Götz, damals junger Schütze, später ob seiner großen Verdienste zum Ehrenschützenmeister ernannt, gab bei dieser Versammlung zu Protokoll, dass dieses Wiederzusammenfinden nur eine Fortsetzung der im Jahre 1873 gegründeten Zimmerstutzengesellschaft sein kann. Er selbst war mehrere Jahre vor Ausbruch des 1.Weltkrieges schon Mitglied dieser Vereinigung und er konnte bekunden, dass alle noch lebenden Vereinsmitglieder einen Weiterbestand wünschen, sodass die wiedererstandene Gesellschaft als rechtmäßige Nachfolgerin der Erstgründung anzusehen sei. Das wurde allgemein akzeptiert und für gut geheißen.
Die Versammlung beschloss, ab nunmehr den Namen „Schützengesellschaft Treue Bayern Berg ob Landshut“ zu führen.
Als 1.Schützenmeister wurde Sebastian Berghammer berufen, der dieses Amt bis zum Jahre 1927 innehatte. Dieser Mann hatte, wenn man richtig bedenkt, keine leichte Aufgabe. Im Verlaufe seiner Tätigkeit musste ein zweimaliger Umzug bewerkstelligt werden, um erst im Schießjahr 1924/25 endgültig eine jahrzehntelange Bleibe im Restaurant „Weickmannshöhe“ zu finden.
Bei der Jahreshauptversammlung 1927 ging, nachdem Berghammer eine Wiederwahl strikt ablehnte, Hans Kolbinger, damals noch ein junger Schütze, als 1.Schützenmeister hervor. Dass mit dieser Wahl ein tatkräftiger und umsichtiger, obendrein ein begeisterter Mensch für das Schützenwesen überhaupt gewählt wurde, zeigte die nachfolgende Zeit auf. Damals schon bestand die Schützengesellschaft aus 33 Mitgliedern, zusammengesetzt aus allen Bevölkerungsschichten des Hofbergs und seiner Umgebung.
Unter Leitung von Hans Kolbinger folgten Jahre des Aufblühens.
Der schon lange gehegte Wunsch nach einer Königskette wurde verwirklicht, das Vereinsleben nahm einen stetigen Aufschwung, wurde reichhaltiger. Ein junger Geist beflügelte alle.
Es kam dann auch die Zeit, dass sich die Menschen von den vorausgegangenen Nöten erholten und sich einem gedeihlichen Vereinsleben mehr und mehr aufschlossen. Dies mag vielleicht auch einer der Gründe zum Aufblühen der Schützengesellschaft gewesen sein.
Zum anderen Male war es bestimmt das umsichtig geleitete Vereinsjahr. Beginnend mit dem Nusschießen im Januar, Pflicht-Übungsschießen in den Folgemonaten, Faschingsball, Schützenjahrtag, Sonnwendfeier, Strohschießen, End- und Königsschießen und schließlich mit einer stimmungsvollen Weihnachtsfeier war das Schützenjahr vollgefüllt mit sportlichem Schießen und geselligen Veranstaltungen, die bei Jung und Alt gleichermaßen Anklang fanden.
Namen aus der Zeit 1927-45 wie Dr. Klaus Schiller, Postamtmann Götz, Geistlicher Rat Jakob Bernbeck, dem Schöpfer des „Hofbergliedes“ und des Schützenliedes der Treuen Bayern, Franz Faistenhammer, Franz Brandstetter, Willi Forster, Franz Weickmann, Max Brauneis, Ludwig Steckenbiller, Fritz Hinderer, Xaver Lehrhuber, Martl Held, Steidl Josef, Ramsauer Ludwig, Paringer Paul, Streifeneder Alois, Jakl Brandstetter, Hiebl Toni, Peter Drexler, alle zu nennen würde den Rahmen sprengen, werden niemals vergessen werden können, denn alle und auch viele andere haben dazu beigetragen, dass die Schützengesellschaft „Treue Bayern“ allzeit lebendig blieb.
Es gäbe viel zu erzählen und zu berichten über die vielen Ereignisse und Geschehnisse, sie würden jedoch den Rahmen dieses Chronikauszuges sprengen. Höhepunkt des Vereinsjahres war stets das Königsschießen. Ein Kuratorium stellt zweifellos die damalige Bestimmung dar, dass falls ein Schütze zum 3. Male hintereinander die Königswürde erringt, die Kette in sein Eigentum übergeht. Dieses wohl sehr seltene Glück hatte Schützenbruder Dr. Klaus Schiller, der es sich dann aber auch nicht nehmen ließ, bei der Beschaffung der „Neuen“ einen guten Teil zu stiften. So geschehen im Jahre 1934. Die neue Schützenkette wurde dann auch ein Prachtstück und stellt heute einen beträchtlichen Wert dar.
Bereits am 28. Oktober 1931 trat die Schützengesellschaft auf Betreiben des 1.Schützenmeisters dem einige Jahre vorher gegründeten Schützengau 69 bei. Dabei stellte sich heraus, dass unsere Gesellschaft die größte Mitgliederzahl der bis dahin angeschlossenen Gesellschaften aufzuweisen hatte. Dr. Aub, damaliger 1. Gauschützenmeister, beglückwünschte die „Treuen Bayern“ zu ihrem Entschluss und wünschte weiteres Gedeihen des Vereins.
Im darauffolgenden Jahr (25.-29.5.1932) beteiligten sich die Hofberger Schützen mit Erfolg am Gauschießen in Pfettrach und waren auch beim Kreisverbandsschießen (29.6.1932) in Passau vertreten. In den nachfolgenden Jahren waren die „Treuen Bayern“ bei den Gau, bzw. Sektionsschießen stets dabei. So z.B. konnte Franzl Faistenhammer beim Sektionsschießen 1934 als Sektionsmeister hervorgehen. Weitere Erfolge schlossen sich an, so dass sich die Hofberger Schützen eines guten Rufes erfreuen konnten. So vergingen die Jahre in harmonischer Gemeinschaft und sportlichen Wettbewerbs, bis der Beginn des 2.Weltkrieges dafür ein jähes Ende setzte. Aus der Chronik geht hervor, dass zwar der Schießbetrieb wie gewohnt weiterging, dass aber alle gesellschaftlichen Veranstaltungen durch die Ereignisse des Krieges stark beeinträchtigt waren. Verständlich, hing doch jede Seele am Schicksaal derer, die im Felde standen. Den im Kriegsdienst stehenden Schützenkameraden wurden regelmäßig „Feldpostpackerl“ zugesandt. Diesem Dienst widmete sich vor allem die Frau des 1.Schützenmeisters. Erwähnenswert ist, dass trotz der sich mehr und mehr verschlechternden Lage der Verein in sich geschlossen blieb und einhellig zusammenhielt und so dem Schicksal der Auflösung widerstand. Das grauenvolle Ende des Krieges brachte dann natürlich auch den „Treuen Bayern“ das Los jedes Schützenvereins. Totales Verbot der Vereinstätigkeit durch die Besatzungsmacht und Vernichtung aller Sportgewehre. Eine traurige Aufgabe war es, die weiteren Vereinsutensilien sicherzustellen und vor Verlust zu bewahren. Das Vermögen der Gesellschaft wurde zwei Familien von gefallenen Kameraden übergeben. Eine schwere Zeit begann. Mancher Kamerad zerbrach an der Überlastung dieser schrecklichen Jahre.
Es war eine trostlose Zeit und man fragte sich, wie es weitergehen sollte. All diesen Wirrnissen zum Trotz oder vielleicht gerade ob solcher Not, regte sich immer wieder der Gedanke zu einem Neubeginn und als endlich das Verbot für Schützenvereinigungen aufgehoben wurde, ging man mit neuem Eifer und Zuversicht daran, die Gesellschaft wieder neu aufzubauen.
Am 17.Oktober 1950 wurde unter Vorsitz des 1.Schützenmeisters Hans Kolbinger die Gesellschaft neu konstituiert. Maßgeblich am Wiederbeginn waren Postamtmann Götz und Josef Steidl beteiligt. Glücklicherweise konnte ein zwar veraltetes, aber immerhin gerettetes Gewehr die sofortige Aufnahme des Schießbetriebes ermöglichen. Durch gönnerhafte Unterstützung von verschiedenen Freunden war fürs erste gesorgt. Das Vereinsleben konnte in vollem Umfang wieder erstehen und nach geraumer Zeit wurde der altgewohnte Gleichklang wieder hergestellt.
Was das Maß an Arbeit und Geduld anbelangt, das hierfür nötig war, kann nur der ermessen, der daran beteiligt war.
Trotz anfänglicher Schwierigkeiten brachten die Folgejahre einen neuen Aufschwung. Bei dem am 14.-25. August 1954 in Landshut stattfindenden niederbayerischen Bundesschießen konnte sich Schützenbruder G. Handtke mit einem 14 Teiler auf die Festscheibe den 3.Platz sichern. Auch weitere Schützenbrüder konnten achtbare Ergebnisse verzeichnen. Zum Festzug stellten die Hofberger einen vielbeachteten Festwagen, der mit seinen Ausmaßen Mühe hatte, nicht mit der Oberleitung der städtischen Busse in Konflikt zu kommen, aber Martl Held, ein versierter Pferdelenker, meisterte dies gekonnt.
Ab 1954 wurde auch neben dem traditionellen Königsschießen eine Vereinsmeisterschaft ausgetragen. Auch die Beteiligung an den Gau- bzw. Bundesschießen, sowie Sektionsschießen wurde wieder aufgenommen. Nur einige Zahlen: Beim 5. Oberbayerischen Bundesschießen 1954 in Starnberg errang Schützenbruder G. Handtke den 20. Preis, beim Werdenfelser Gauschießen Hans Kolbinger den 21. Preis, beim „König-Ludwig-Erinnerungsschießen“ 1955 in Osterhofen war Fritz Lindner mit dem 19. Preis erfolgreich. Auch wurden viele Freundschaftsschießen durchgeführt. Das Leistungsschießen wurde sehr gefördert, sodass heute eine stattliche Reihe von Schützen im Besitze von Abzeichen des DSSB sowie des BSSB sind.
Ein absoluter Höhepunkt in der Geschichte des Vereins ist zweifelsohne die am 30.Juni 1957 stattgefundene Standartenweihe. In gemeinsamer Arbeit wurde damit ein lang gehegter Wunsch verwirklicht. Zu diesem Gelingen trug Schützenbruder Josef Steidl, der den Ständer kunstvoll fertigte, wesentlich bei. Es sei ihm an dieser Stelle posthum, denn er ging leider allzu früh von uns, herzlichst gedankt.
„Zielbewusst und stark in Einigkeit und Treue“, das war das Leitbild unter dem die Weihe der Standarte erfolgte. Möge das Banner diese Zielsetzung weitertragen.
Einen großen Verlust erlitt die Schützengesellschaft mit dem Tode des Herbergsvaters Franz Weickmann, gest. 30.12.1958. Er hatte ein stets offenes Herz für die Belange der Schützen und war ihnen jahrzehntelang ein treusorgender Freund. Nicht lange darnach mussten die Hofberger Schützen auch ihrem Ehrenschützenmeister Max Götz das letzte Geleit geben. Sein Wirken im Verein würde Seiten füllen und kann hier nicht aufgeführt werden, es sei nur gesagt, dass er nicht nur ein aufrechter Verfechter des Schießsportes und treibende Kraft im Verein, sondern wirklich im Mittelpunkt des gesamten Vereinslebens stand. Ihm zu Ehren wird alljährlich ein Gedächtnisschießen durchgeführt.
Infolge der zeitweilige Stilllegung des Restaurants „Weikmannshöhe“ in den Jahren 1962-64 wurden provisorisch in den ehemaligen Stallungen von Schützenkamerad Toni Hiebl und später in der Sommerhalle der „Weickmannshöhe“ eingerichtet. Feste, allen Anforderungen gerechte Stände zwar, aber doch nur provisorisch, weil man auf die Wiedereröffnung des Herbergslokals rechnete.
Aus der Chronik geht hervor, dass gerade dieser Zeitabschnitt äußerst erfolgreich war für das Leistungsschießen.
Die Wiedereröffnung brachte eitel Hoffnung mit sich, doch die Freude war kurz. Äußerst bedauerliche Umstände zwangen die Schützen das jahrzehntelang als Herberge dienende Restaurant „Weikmannshöhe“ zu verlassen.
Einen außerordentlichen Freundschaftsdienst erwies der damalige 1.Vorsitzende des TuS Berg, Herr Erich Pfeffer, den Hofberger Schützen, dass er ihnen spontan das „Bergstadion“ als neue Bleibe anbot. Dieses Angebot wurde nach verschiedentlichen Beantragungen angenommen. Im Zusammenwirken mit dem TuS Berg konnten die „Treuen Bayern“ am 9. Dezember 1964 durch ein festliches Eröffnungsschießen den neuerrichteten Schießstand in Betrieb nehmen. Besonderer Dank gilt dem Vorstand des TuS Berg sowie dem Architekten Hans Aumüller, der, selbst ein begeisterter Schütze und Jäger, verwirklichen half, das Werk zu vollenden.
Durch die neuerrichtete Standanlage war es auch möglich, an den Rundenwettkämpfen des Schützengaues Landshut teilzunehmen, was für die sportliche Weiterentwicklung der Gesellschaft zum großen Vorteil war.
Ein ganz besonders freudiger Anlass zum Feiern war das 40jährige Schützenmeisterjubiläum von Hans Kolbinger. Ein so seltenes Jubiläum kann wohl nur einem äußerst verdienstvollen Schützen widerfahren. Es ist wohl müßig, all die Arbeit, Plage und Sorgen, die er im Verlaufe seines Amtes auf sich gebürdet hat, näher zu beschreiben. Fest steht, dass es deren nie gemangelt hat und es erscheint bestimmt nicht anmaßend, wenn man von „seiner“ Schützengesellschaft spricht. Sein Grundsatz: Die Freude am Schießsport vereinen mit Geselligkeit und Heimatliebe ist auch heute noch gültig und eine gute Aussage. Er wurde ob seiner Verdienste mit hohen Auszeichnungen versehen, blieb aber stets der bescheidene, immer wirkende und vorwärts strebende Mensch. So war und ist er den „Treuen Bayern“ immer ein Vorbild.
Eine Vorahnung auf das heuer stattfindende Jahrhundertjubiläum gab das 1968 begangene 95.Stiftungsfest. Es wurde bewusst in kleinem Rahmen gehalten, dennoch war das durchgeführte Preisschießen, bei dem sich eine schöne Zahl benachbarter Schützenvereine beteiligten, ein guter Erfolg.
Im Berichtsjahr 1967/68 war ein Wechsel im Schützenmeisteramt notwendig, nachdem Hans Kolbinger aus gesundheitlichen Gründen eine Wiederwahl ablehnte. Als neuer Schützenmeister wurde Jakob Brandstetter (22 Jahre, 2.Schützenmeister) als 1.Schützenmeister gewählt. Seither führt dieser mit Erfolg die Geschicke der „Treuen Bayern“.
Am Ende des Auszuges aus der reichhaltigen Chronik sei gesagt, dass sich die Schützengesellschaft „Treue Bayern“ freut, auf seine 100jährige Geschichte zurückblicken zu können. Sie gibt aber auch das Versprechen, weiterhin den Schießsport zu pflegen und die angestammte bayerische Tradition zu erhalten.

2.Schützenmeister Hans Nettinger